DBT-Fertigkeitentraining

Das Fertigkeitentraining (sog. Skillstraining) wird in einer DBT-Gruppe parallel zur Einzeltherapie durchgeführt.

Das Skillstraining besteht aus einem manualisierten halbstandardisierten Trainings-Manual.

Es beinhaltet die vier Module: 1. die Innere Achtsamkeit (dem Zen angelehnt), 2. bewusster Umgang mit Gefühlen, 3. Stresstoleranzfertigkeiten und 4. zwischenmenschliche Fertigkeiten. Stationäre Therapie: Die Module nehmen jeweils ca. 2-3 Wochen à 3 Gruppensitzungen von 90 Min. in Anspruch. Ambulante Therapie: Die Module nehmen jeweils 6-8 Wochen à 1 Gruppensitzung von 100 Min. in Anspruch. Das Fertigkeitentraining profitiert in erheblichem Ausmaß von der aktiven Mitarbeit der Patientinnen/en einerseits während der Gruppe als auch außerhalb der Gruppe. Es kann gar nicht genug betont werden, dass der eigentliche Fortschritt in der Therapie zu einem großen Teil in der oftmals anstrengenden Einübung, also dem Training der in der Gruppe und der Einzeltherapie gelernten Fertigkeiten bzw. Verhaltensänderungen besteht. Die Patientinnen führen insbesondere deshalb ihre wöchentlichen Übungen zu den jeweiligen Arbeitsblättern durch, die sie in einem Wochenprotokoll eintragen.

Innere Achtsamkeit

Fertigkeiten zur Steigerung der inneren Achtsamkeit haben eine zentrale Bedeutung in der DBT und werden daher als erstes vermittelt. Diese Übungen beruhen auf der Praxis des Zen und östlichen Meditationspraktiken und haben zum wesentlichen Ziel, sich bewusst auf eine Sinneswahrnehmung in der Gegenwart zu konzentrieren (z.B. Alltagsgeräusche, Farben der Umgebung, Tasten von Materialien usw.) und keinerlei Bewertung der Wahrnehmung zu unternehmen. Zu den Übungen gehören die Was-Fertigkeiten der inneren Achtsamkeit: Beobachten, Beschreiben, Teilnehmen, die mit den Wie-Fertigkeiten, wirkungsvoll, konzentriert, nichtbewertend, kombiniert werden. Insgesamt ist die Innere Achtsamkeit ein Weg, um Gefühl und Verstand in ein Gleichgewicht zu bringen, um den Augenblick wahrzunehmen, belastende nicht-effiziente Gedanken an Vergangenheit und/oder Gegenwart abzuschalten und um die dysfunktionalen emotionsabhängigen Verhaltensreaktionen zu reduzieren.

Bewusster Umgang mit Gefühlen

In diesem Modul werden spezifische Fertigkeiten für einen bewussten Umgang mit Gefühlen vermittelt. Ziel dieses Moduls ist es, die eigenen Gefühle zu verstehen. Die Patienten/-innen üben ein, ihre Gefühle zu identifizieren und deren Funktionen im kommunikativen Kontext zu analysieren, die emotionale Verwundbarkeit zu verringern, positive Emotionen für sich häufiger erfahrbar zu machen und das eigene emotionale Leiden zu vermindern. Ein Skill betrifft z.B. das Verändern von Gefühlen durch entgegengesetztes Handeln zu Ärger, Angst, Scham, Traurigkeit und Schuldgefühl.

Stresstoleranzfertigkeiten

Die Fertigkeiten zur Stresstoleranz sind eine Fortsetzung der Fertigkeiten zur Steigerung der Inneren Achtsamkeit. Bei den dazugehörigen Übungen spielt das Annehmen und Ertragen von Belastungen und deren Sinnfindung eine große Rolle. Ziel bei der Aneignung von Stresstoleranzfertigkeiten ist es, die Fähigkeit zu erwerben, Krisen auszuhalten und zu überleben sowie die Fähigkeit, das Leben anzunehmen, wie es im Augenblick ist. Übungsbeispiele sind: Radikale Akzeptanz, Bereitschaft (kommt aus dem spirituellen Bereich und stellt das Gegenteil von Wollen/Willfullness dar). Bewährte Fertigkeiten zur Kontrolle dissoziativer Zustände sind z.B.: Fishermans friend kauen, an Ammoniak riechen, oder Eis in die Hand nehmen. In einem individuell zusammengestellten Notfallkoffer übt die Klientin im Alltag ein, ihre eigenen Stresstoleranzstrategien ggf. zu aktivieren. 

Zwischenmenschliche Fertigkeiten

Dieses Modul ist angelehnt an das soziale Kompetenztraining. In ihm werden wesentlich soziale Selbstsicherheitsstrategien vermittelt (z.B. wie man nach etwas fragen kann, das man braucht, wie man nein sagen oder wie man mit interpersonellen Konflikten wirkungsvoll umgehen kann).

(Autor: Priv.-Doz. Dr. Claas-Hinrich Lammers)

Literatur

Bohus, M.& Reicherzer, M. (2012)
Ratgeber Borderline-St., Informationen fuer Betroffene und Angehoerige- ISBN 978-3-8017-1790-2. Goettingen: Hogrefe Verlag

Bohus, M. & Wolf, M (2009).
Interaktives Skillstraining fuer Borderline-Patienten. Stuttgart: Schattauer.